Meinungsfreiheit, Mein Herr, Meinungsfreiheit.

Einer, den man schätzt, schreibt einen Text in seinem Blog. Ein anderer, den man schätzt, schreibt dazu auf Facebook, dass ihm dieser Text gefällt. Also habe ich den Text auch gelesen und fast hätte er mich mit seinem Lasso aus Eloquenz gefangen, fast. Mir gefällt er nicht.

Gestern ist die „Love Parade“ passiert. Gestern gab’s das Drama. Seit gestern ist wahr, was bis heute alle erstaunt für unmöglich hielten:

„So viele Leute und es passiert fast nichts.“

Nun ist es passiert. Alle sind geschockt. Und ich habe eine Meinung:

„Ich bin nicht überrascht.“

Ich bin nicht überrascht, weil ein Ereignis diesen Ausmaßes irgendwann zu einem traurigen Unfall führen musste. Das ist genauso Yin und Yang wie Thermodynamik. Das ist genauso Formel 1 wie Stuntman. Das ist genauso Golf GTI wie Sylvesterfeuerwerk. Das ist genauso Hochseilakrobatik wie Schauflug. Und manchmal endet es tragödisch traurig.

Ich habe außerdem irgendwann gelernt, dass Schuld ein fast überflüssiges Wort ist. Damit kann man kaum etwas anfangen. Verantwortung ist allerdings etwas anderes. Verantwortung gibt es. Und verantwortlich für die Tragödie in Duisburg ist meines Erachtens der Veranstalter im weitesten Sinne. Mal im Ernst: Wer sonst?

Die vier Herren aus der heutigen Pressekonferenz u.a. haben eine schwere Last zu tragen: 19 20 21 Tote, fast 350 über 500 Verletzte, vermutlich noch mehr Traumata, ein schockiertes Land und zuletzt die logische Konsequenz: das Ende der Love Parade. Duisburg ist jetzt genauso berühmt wie Ramstein.

Ich habe eine Meinung:

„Die Love Parade hat bei solchen Menschenmengen früher oder später zu einer solchen Tragödie führen müssen und das wissen Veranstalter. Diese gehen das Risiko bewusst ein und tragen somit im Falle eines Unglücks die Verantwortung.“

Alles bisher gesagte hielt ich bis vor wenigen Minuten für erwähnungsüberflüssig. Aber dann las ich dies von Sascha Lobo zur Love Parade in Duisburg.

Einer, den man schätzt, schreibt einen Text in seinem Blog. Ein anderer, den man schätzt, schreibt dazu auf Facebook, dass ihm dieser Text gefällt. Also habe ich den Text auch gelesen und fast hätte er mich mit seinem Lasso aus Eloquenz gefangen, fast. Mir gefällt er nicht.

Darum.

Die Freie Meinungsäußerung gehört keiner Elite. Jeder, wirklich jeder, darf sagen was er will. Auch wenn er weder Polizist noch Tunnelexperte, Großveranstalter noch Bürgermeister ist.

Um gesellschaftliche, moralische oder ethische Grenzen nicht zu überschreiten ist Schweigen sicherlich eine sichere Methode, allerdings nicht die beste.

Und auch wenn (frühe) Schuldzuweisungen genauso überflüssig sind, wie Schuld in sich, gehört zum Recht auf Freie Meinungsäußerung auch hier und da die Pflicht zu einer Meinung.

Die Gesellschaft darf die Tragödie an sich reißen, sie darf und soll spekulieren, sie muss lauf fragen und klagen, sie darf alles außer schweigen. Täte sie das, bliebe es zuletzt eine kritiklose Sache der Behörden, die Dinge aufzuklären. Und das würde sie, die Behörde, vermeintlich im eigenen Sinne erledigen. Mit einem einzigen Ziel: Stille.

Sascha Lobo, ich meine Deinen Ansatz zur Kondolenz zu Verstehen und der ist richtig. Doch der Weg der Stille ist ohne Melodie. Für die Stille gibt es die Schweigeminute(n), die allein schon so manchen überfordert. Den Rest der Zeit sollten wir reden, damit klar wird, was passiert ist.

Das ist meine Meinung.

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